Schmankerl
Familienforschung betreiben heißt vor allem lesen, lesen, lesen, massenhaft Listen filtern, Daten sortieren und Aktenstaub
schlucken. Wie schön für den Suchenden, wenn er dabei wenigstens hin und wieder auf Skurriles Unwahrscheinliches oder anderweit
Merkwürdiges trifft. Detlef Papsdorf AMF 746 (1944 - 2012) hat dafür den Begriff "Schmankerl" in die Genealogie eingeführt.
Hier einige Kostproben:
1) Nicht nur "Michael Kohlhaas" fiel unter die Räuber
Bekanntlich verbirgt sich hinter der Kleist'schen Tronkenburg das Rittergut
Schnaditz bei Düben/Mulde. Bekanntlich saß dort 1515 bis 1534 der Junker Günther
von Zaschwitz, mit dessen Billigung anno 1533 dem Cöllner Kaufmann Hans
Kohlhase in Wellaune zwei Pferde entwendet wurden.
Nicht allgemein bekannt ist, daß 1664 "bei Wellaune" der damalige Besitzer des
Freiguts 04849 Authausen bei Düben, Junker Friedrich von Schönfeld
(wohl aus dem Hause Belgershain, * 1624, + nach 1682), den Georg Fieke
aus Authausen "erbärmlich erstochen" hat durch "über 30 Stiche
unterschiedlich durchs Herz, in Leib und Eingeweide, Seiten".
Ob dieses ein gerichtliches Nachspiel hatte, ist nicht bekannt.
2) Blüchers Geheimnis
oder: 200 Jahre Leipziger Hauptbahnhof
Eine neu aufgefundene "Karte der Umgebung von Leipzig aus dem Jahre 1813" erklärt, warum Napoleon in der Völkerschlacht
bei Leipzig unterlag:
Nach dem Übergang Yorcks bei Wartenburg (03.10.1813, deshalb seit 1990 Tag der Deutschen Einheit), etwa dort, wo 57 Jahre
zuvor Friedrich der Große die Elbe gequert hatte,überlegten Napoleon in der Burg Düben (10. bis 14.10.1813) einerseits
und Blücher mit Prinz Wilhelm von Preußen und Graf Bernadotte im Pfarrhaus Mühlbeck (bei Bitterfeld)(07.10.1813) anderseits,
wie sie am geschicktesten zu dem bevorstehenden Treffen nach Leipzig kommen könnten. Napoleon erschöpfte seine Truppen auf der
Suche nach Blücher mit Eilmärschen durch die sandige Dübener Heide. Blücher hatte seine Truppen längst kräftesparend
in Bitterfeld in die Berliner Bahn verladen. Um in Leipzig schneller ausladen zu können, ließ er
den dortigen Kopfbahnhof auf 26 Gleise erweitern.
Warum Napoleon nach der Völkerschlacht (16. bis 19.10.1813) für seinen Rückzug die Bayerische Bahn verschmähte, ist bislang
nicht geklärt.
Möglicherweise kam er in der Eile mit den Leipziger Pfarrgarten-Automaten nicht zurecht....
3) Der "Taufstein der Catherina von Bora" im Freiburger Dom
Da rätseln Reformationsgeschichtler seit Jahrhunderten, wo "die Lutherin" geboren sein könnte. Dabei steht der
"Taufstein,
in dem Katharina von Bora getauft worden sein soll", im Freiberger Dom.
Für diese Annahme sollte es doch eigentlich eine überzeugende Begründung geben ....
Und dann gibt es noch eine Eingangstür in Haus
Barnewitz in Radebeul-Niederlößnitz, die aus dem Geburtshaus der Katharina von Bora stammen soll,
und im Kreismuseum Grimma den
Schuh, den Katharina von Bora bei ihrer Flucht aus Nimbschen verloren haben soll.
Wer's glaubt....
4) Nicht jede(r) traut sich
Es dürfte vielleicht für Manchen von Interesse sein, eine Uebersicht der Kirchl. Nachrichten
der Städte Bitterfeld, Delitzsch, Düben, Eilenburg mit Berg, Kemberg, Schmiedeberg vom Jahre 1850 zu finden:
Insgesamt wurden aufgeboten 433 Paare, getraut wurden nur 272 Paare oder 62,8 %, in Eilenburg vor dem Berg gar nur 50 %.
Entzogen sich schon damals - wie später im Film oft dargestellt - viele Bräutigame in letzter Minute dem goldenen Fangeisen?
Geboren wurden insgesamt 1.408 Kinder, davon 153 = 10,9 % außerehelich, in Düben aber 14,4 %.
Lag das am Dübener Kurschatten?
Oder am Garnisonswesen?
5) Wenn Orwells Visionen wahr geworden wären....
1984
Wie wäre es wohl Genealogen ergangen?
6) Für Extrem-Genealogen
Wer es bis dahin zurückgeschafft hat, denkt vielleicht nach
"Über ein angebliches ethisches Hindernis
der Abstammung der Menschheit von Einem Menschenpaare"
.....
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